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30.08.2018 Kategorie: Pflege in der Presse

Den Nachwuchs stark machen

PFLEGEBERUFE TEIL 6: Gerda Brüggemann, Praxisanleiterin


Später wird es zur Routine: Praxisanleiterin Gerda Brüggemann (links) zeigt zwei Schülerinnen, wie man eine Spritze aufzieht

Wer mit seinem beruflichen Leben rundum zufrieden ist und am Arbeitsplatz große Wertschätzung erfährt, hat dies zum Teil den Menschen zu verdanken, die während der Ausbildung wertvolle Anleitungen gaben. Eine gute Ausbildung ist das Fundament qualifizierter Arbeit. In Krankenhäusern und Seniorenhäusern, dort, wo der tägliche Umgang mit Patienten und Bewohnern auf Empathie und Wissen fußt, gibt es aus diesem Grund Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter als wichtiges Bindeglied zwischen Theorie und Praxis. Sie haben die Aufgabe, die Auszubildenden gezielt und strukturiert in der Praxis anzuleiten und zu begleiten. Gerda Brüggemann (52) aus dem DRK-Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Mölln ist seit 2004 als Praxisanleiterin tätig.

Geboren ist sie in der ostfriesischen Stadt Aurich. In Emden, in der auch der Komiker Otto Waalkes und der Verleger und Publizist Henri Nannen (Stern) zur Welt kamen, fand ihre Ausbildung zur Krankenschwester statt, wie es damals noch hieß: Dreijährige Ausbildung mit staatlichem Abschluss (1984-1987). Dann folgte der Berufseinstieg auf einer chirurgischen Station im Hans-Susemihl-Krankenhaus in Emden, einem kommunalen Klinikum (1987-1990). Doch Gerda Brüggemann wollte mehr sehen, bewarb sich und erhielt vom damaligen städtischen Krankenhaus in Mölln eine Zusage. Während ihrer Zeit auf der Inneren Station (1993-2001) machte sie eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin, zur Hygienefachkraft und eine zur mittleren Führungsebene (Stationsleitung). Immer etwas dazu lernen – ein Lebensmotto von Gerda Brüggemann.

Ständig gibt es in der Medizin und in der Pflege Veränderungen. „In der Praxis hat man längst nicht mehr so viel Zeit für die Ausbildung. Heute muss vieles schneller gehen, bei weniger Personal“, sagt Gerda Brüggemann. „Außerdem liegt die Verweildauer der Patienten im Krankenhaus heute im Schnitt bei 5,4 Tagen. Früher lagen die Patienten öfter zwei, auch mal drei Wochen auf den Stationen. Das ist heute die Ausnahme.“

Die Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und –schüler in ihrer praktischen Ausbildung gezielt anzuleiten, ist ihre Hauptaufgabe. Das schreibt das Krankenpflegegesetz vor. Für die Betreuung der 60 Gesundheits- und Krankenpflegeschüler (neue Berufsbezeichnung) des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe, das zum DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg gehört, wird sie dabei von zwei Kolleginnen unterstützt sowie von den Praxisanleitern und Praxisanleiterinnen auf den Stationen und in den Funktionsbereichen im Krankenhaus.

Wie sieht die tägliche Arbeit einer Praxisanleiterin aus? Vielleicht ein Beispiel dazu: Bei einer Patientin mit dünnen Ärmchen soll der Blutdruck gemessen werden. Die Schülerin wählt ein Blutdruckmessgerät mit einer ziemlich breiten Manschette. So aber könnten Messfehler entstehen. „Man muss, wenn man nicht sicher ist, erst den Armumfang messen“, sagt Gerda Brüggemann und weist die Schülerin darauf hin, dass es unterschiedlich breite Manschetten gibt. Vier Größen liegen im Pflegewagen, um genaue Messungen vorzunehmen. Mit der richtigen Manschette gibt es auch korrekte Werte.

In all den Jahren haben sich viele Behandlungsmethoden geändert. Früher wurde ein Dekubitus, ein Druckgeschwür, noch mit Eis und Föhn behandelt. „Das habe ich noch so gelernt“, sagt Gerda Brüggemann. Heute ist wissenschaftlich belegt, dass nur Druckentlastungen helfen. Der Patient muss also regelmäßig gelagert, gewendet und mobilisiert werden. Dazu gibt es spezielle Luftkissen als Sitzhilfe. „Wenn möglich, sollte der Patient möglichst schnell mobilisiert werden“, so Gerda Brüggemann. Oder das Thema Darmoperation. Früher bekamen die Patienten mehrere Tage danach nichts zu essen. Heute werden die Patienten danach Schritt für Schritt an eine ausgewogene Ernährung gewöhnt.

Durch ihre langjährige Berufserfahrung spürt Gerda Brüggemann sofort, wenn sich das Verhalten von Schülerinnen und Schülern gewandelt hat. „Die Konzentrationsfähigkeit hat sich verändert“, sagt sie. Ständige Veränderungen in der Pflege erfordern eine gewisse Neugierde. Man muss sich schon dahinterklemmen und nachlesen, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. „Wenn Schüler oder Schülerinnen Fragen haben, die ich nicht beantworten kann, recherchiere ich, bis ich es weiß. Das würde ich mir auch von Schülern wünschen.“

Für die Praxisanleiterin, die auf allen ihren beruflichen Stationen mit Leidenschaft für ihren Beruf eingetreten ist, ist die Pflege der schönste Beruf mit viel Verantwortung und Abwechslung. „In unserem Beruf trägt der Mitarbeiter für jede Tätigkeit Verantwortung. Alles, was man tut und nicht tut, hat Auswirkungen für den Patienten.“ Und was der sich wünscht, liegt auf der Hand.

Dass es in der Pflege nicht mehr so weitergehen kann wie bisher, weiß man als Insider nicht erst seit den Bemühungen der Bundesregierung, den Beruf Pflege attraktiver zu gestalten. Der Pflegenotstand hat alle Bürger in Deutschland längst erreicht, Zeit lassen darf man sich nicht mehr. Als sich Anfang dieses Jahres in Schleswig-Holstein die Pflegeberufekammer gründete, ließ sich Gerda Brüggemann als Kandidatin für die Wahl aufstellen und wurde als eines von 40 Mitgliedern in die Pflegekammerversammlung gewählt. „Es muss unbedingt etwas getan werden, um die Qualität in der Pflege zu fördern“, sagt sie, „die Pflegenden müssen sich wieder voll und ganz mit ihrem Beruf identifizieren.“ Gerda Brüggemann lebt es vor!

 

 

 


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