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02.08.2018 Kategorie: Pflege in der Presse

Beistand in schwersten Stunden

PFLEGEBERUFE TEIL 5: Gudrun Schachtner, Palliative Care


Nach den Gesprächen mit den Patienten macht sich Gudrun Schachtner Notizen, die sie später in die Akten überträgt.

Das Leben ist endlich. Und doch möchte sich niemand mit dem Sterben und dem Tod auseinandersetzen. Genau das aber tut Gudrun Schachtner in ihrem Berufsalltag, wann immer sie im DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg im Einsatz ist. Als Krankenschwester steht sie schwerstkranken und sterbenden Menschen in deren letzten Lebensphase zur Seite. Mit ihrer Fachweiterbildung Palliative Care ist die 62-Jährige eine von vielen spezialisierten Pflegekräften, die im Krankenhaus auf ganz unterschiedlichen Gebieten Patienten umsichtig, einfühlsam und fachlich gut ausgebildet betreuen und versorgen.

Nach vielen Jahren auf der internistischen Station im DRK-Krankenhaus. übernahm Gudrun Schachtner im vergangenen Jahr ihre neue Tätigkeit, um eine noch bessere Koordination zwischen dem Krankenhaus und der ambulanten spezialisierten Palliativversorgung zu gewährleisten. Damit ist sie Bindeglied zum Team „Netzwerk Palliative Care im Kreis Herzogtum Lauenburg“, das sich mit einem ganzheitlichen Betreuungskonzept um Menschen kümmert, die sich im fortgeschrittenen Stadium einer unheilbaren Erkrankung befinden. Palliative Care als Konzept berücksichtigt die körperliche, seelische, soziale und spirituelle Situation der betroffenen Menschen und die sich hieraus ergebenden Bedürfnisse. An solche Weiterbildung war damals nicht zu denken, so etwas gab es noch gar nicht.

Ihre Ausbildung hat Gudrun Schachtner mit Anlauf erlebt und auch mit einer süßen Überraschung. Weil sie erst 16 Jahre alt war, lernte sie als Vorschülerin, heute FSJ, die Stationen im DRK-Krankenhaus kennen, aber auch Küche und Wäscherei. Kurz vor ihrem Examen zur Krankenschwester bestellte sie als Hochschwangere einmal ein Taxi. Als der Fahrer mit hoher Geschwindigkeit zum Röpersberg unterwegs war, machte sie ihn auf seinen Irrtum aufmerksam. „Ich will nicht auf die Entbindungsstation! Ich will zur Krankenpflegeschule!“ Mit Sohn Jan im Arm nahm sie schließlich ihre Examensurkunde nach der dreijährigen Ausbildung entgegen.

Heute, 33 Jahre später, gehört es immer noch nicht zu einem „normalen“ Alltag einer Pflegekraft, ausschließlich Menschen in ihren schwersten Stunden zu begleiten. Die langjährige Pflege der Eltern, vor allem aber der schwere Verkehrsunfall ihres Sohnes, der sich als 19-jähriger mit dem Auto mehrfach überschlug, dass er schwerstbehindert blieb, haben Gudrun Schachtner geprägt. Und dann waren da auch die schweren Stunden mit dem berühmten Lithografen, Zeichner und Maler A. Paul Weber, den sie 1980 in Schretstaken bei Mölln bis mit in den Tod pflegte. „Besonders gläubig bin ich nicht“, sagt Gudrun Schachtner, „aber ich habe die Gabe, meine seelischen Belastungen an der Tür hinter mir zu lassen. Wenn ich mich von dem Patienten verabschiede, kann ich loslassen.“

Jeden Tag um 8:15 Uhr finden die Teambesprechungen statt, an denen Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, der Sozialdienst, eine Psychologin und eine Seelsorgerin teilnehmen und jeden einzelnen Patienten besprechen, dessen Diagnose unumstößlich ist und feststeht, dass er unheilbar krank ist. Dann wird ein individueller Behandlungspfad erarbeitet mit den Schwerpunkten Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Luftnot, Übelkeit und Erbrechen, Organisation der Behandlung und der pflegerischen Hilfen, Betreuung bis zum Sterben und Unterstützung beim Umgang mit dem Krankheitsverlauf.

„Ich war total erstaunt, dass meine Tätigkeit so angenommen wird“, erzählt Gudrun Schachtner, die die eine oder andere leichte pflegerische Aufgabe (z.B. Mundhygiene) selbstverständlich übernimmt. „Da kommt man nicht raus“, sagt sie. Jahrzehntelange pflegerische Tätigkeit im Seniorenhaus und auf der Station eines Krankenhauses haben sie geprägt. Wenn sie über mehrere Tage bei einem schwerstkranken Menschen am Bett sitzt, durchfährt sie manchmal doch ein Schlag. Wenn sie zu hören bekommt „wann kommen Sie zu uns nach Hause?“. Dann muss sie sagen: „Leider nie. Aber das macht jetzt der ambulante Dienst und ist alles gut organisiert.“

Im gesamten Kreis gibt es hervorragend ausgebildete Pflegekräfte mit einer Palliative Care-Weiterbildung und vor allem das Netzwerk Palliative Care e.V. (www.pace-rz.de), das mit seinem Team im Notfall 24 Stunden bereit steht und sich nicht nur für die Betroffenen zuständig fühlt sondern auch für deren Angehörige.

„Mir hat das in meiner Weiterbildung im Bildungszentrum in Mölln viel gegeben.“, erzählt Gudrun Schachtner, die sich wünscht, dass möglichst viele Pflegekräfte diese spezielle Weiterbildung machen. Die Patienten – ob im Krankenhaus oder zu Hause – sind dankbar über so viel pflegerische und psychische Zuwendung. Vielleicht hilft es ihnen auch dabei, dass diese Patienten den nahestehenden Tod annehmen und ihren inneren Frieden finden können.“


DRK Krankenhaus Mölln-Ratzeburg

Verantwortung und Anspruch des DRK-Krankenhauses Mölln-Ratzburg ist es, eine qualitativ hochwertige und moderne wohnortnahe Patientenversorgung sicherzustellen.

Ziel all unserer Bemühungen ist es, jederzeit dieser Verantwortung medizinisch und pflegerisch nachhaltig gerecht zu werden.


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